Story

Digitale Zukunft auf dem Land: Wie Coworking Spaces und Senioren/-innen voneinander profitieren!

Wenn auch Sie Eltern haben die nicht mit digitalen Medien aufgewachsen sind, dann haben Sie sich vielleicht schon einmal als (Not-)Helfer in Sachen „Digitalisierung“ betätigt. Ich tue das oft.

08.12.2019 Thorsten Wilhelm
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Meine Eltern (70 plus) brauchen ab und an Hilfe, wenn es beispielsweise darum geht eine App in Gang zu bringen. Sie fragen mich wie sie Fotos und Kontaktdaten von ihrem alten Smartphone auf ein neues Smartphone übertragen können. Oft helfe ich beim Einrichten neuer Geräte, beispielsweise einem Drucker, und löse Probleme mit dem WLAN.

Für mich sind diese Momente der Hilfe stets bereichernd. Sie bringen mir mindestens genauso viel wie meinen Eltern. Wie sagt man so schön: Eine Win-win-Situation!

„Digitale Daseinsvorsorge“ auf dem Land

Meine Eltern leben auf dem Land. In einem Dorf mit 1.500 Einwohnern/-innen. 400 Kilometer entfernt von meinem Lebensmittelpunkt. Nicht jedes Problem kann ich daher zufriedenstellend lösen. Sie müssen sich Hilfe bei Freunden und Nachbarn erbitten oder professionelle Beratung einkaufen. Beratung beispielsweise im stationären Einzelhandel. Letzteres ist für meine Eltern erst dann ein Lösungsweg, wenn alle anderen nicht erfolgreich waren. Es ist ein Weg den sie leider oft gehen (müssen). Stets verbunden mit viel Zeit für die Fahrt in die nächste Stadt, Kosten und auch einer gewissen Unbehaglichkeit.

Ich finde, da muss man etwas tun! Es braucht Alternativen.

Es braucht Orte an denen sowohl Hilfe bei Problemen mit digitalen Produkten und Anwendungen als auch Möglichkeiten zum Ausprobieren (neuer) digitaler Produkte geboten werden. Diese Orte bezeichne ich als digitale Treff- oder Knotenpunkte.

 

Lebensweisheit trifft auf Digital Natives

In digitalen Knotenpunkten treffen Menschen mit einem Problem auf fachkundige, hilfsbereite Mitbürger/-innen. Jene bieten Unterstützung beim Lösen von Problemen mit digitalen Medien, Produkten und Anwendungen. Die Helfer sind ehrenamtlich tätig, so dass ihre Hilfe kostenlos ist. Die Helfer haben Freude daran andere zu unterstützen und verfügen über die nötigen Fähigkeiten & Erfahrungen.

In meiner (Wunsch-)Vorstellung sind es Digital Natives die in den digitalen Knotenpunkten Senioren/-innen Unterstützung anbieten.

Digital Natives verfügen über die nötigen Kompetenzen. Was aber noch wichtiger ist, und im Besonderen für deren Einsatz spricht: Digital Natives können am meisten von der Lebensweisheit von Senioren/-innen profitieren. Sie können lernen mehr „digitale Souveränität“ zu entwickeln, sich weniger stark in die Abhängigkeit von sozialen Netzwerken zu begeben und emanzipierter mit den Segnungen (und auch Zumutungen) im digitalen Zeitalter umzugehen.

Digital Natives können von den Senioren/-innen auch lernen Trends und technischen Entwicklungen nicht blind zu folgen. Sich stattdessen stets zu fragen: Brauche ich jenes Gerät wirklich? Muss ich jene App herunterladen? Welchen Nutzen bietet mir eine technische Neuerung?

Sich jene Fragen zu stellen und nach Antworten zu suchen, das ist eine zentrale Grundlage, um von den Segnungen im digitalen Zeitalter dauerhaft zu profitieren (und nicht etwa daran zu erkranken!). Senioren/-innen zeichnen sich dadurch aus, dass sie die nötige innere Ruhe haben nicht ständig „online“ sein zu müssen. Etwas das vielen Digital Natives sowohl psychisch als auch physisch sehr guttun kann, wenn sie diese Einstellung und Verhaltensweise von Senioren/-innen übernehmen.

Da haben wir sie wieder, nun schon zum zweiten Mal: Eine Win-win-Situation zwischen Senioren/-innen und Digital Natives (Die digitale Weisheit der Silver Ager).

Digitale Knotenpunkte machen digitale Produkte erlebbar!

Neben kostenloser Beratung bieten die beschriebenen digitalen Knotenpunkte bestenfalls auch die Möglichkeit neue Technologien und digitale Produkte unter Anleitung auszuprobieren. Derartige Angebote gibt es bereits, beispielsweise in Schleswig-Holstein.

Gefördert durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein starteten im Sommer 2018 an verschiedenen Orten „Digitale Knotenpunkte“. Jene befinden sich in zentraler Lage in ausgewählten, kleineren Städten. Sie bieten sowohl neueste Technologien und digitale Produkte zum Ausprobieren als auch Wissensvermittlung in Form von Vorträgen (z.B. zum Thema Altersgerechte Assistenzsysteme) und Trainings (beispielsweise zur Bearbeitung von Bildern und Videos oder zum Aufbau eines eigenen Blogs).

In den Knotenpunkten können Virtual-Reality Brillen, digitale Alltagshelfer wie Amazon Echo & Google Home, Augmented-Reality Anwendungen, 3D Drucker und Smartwatches genutzt werden. Unter Anleitung von kundigen Bürgern/-innen gelingt damit eine Heranführung an neue Technologien auch und im Besonderen von älteren Menschen.

Digitale Knotenpunkte in Coworking Spaces

Ein digitaler Knotenpunkt braucht Räume für Begegnungen, er braucht eine aktive Gemeinschaft und vor allem Menschen die regelmäßig vor Ort sind, um ihre Hilfe anbieten zu können. Jene Erfolgsfaktoren können realisiert werden, wenn ein Coworking Space an einen digitalen Knotenpunkt angegliedert wird (Coworking auf dem Land – Landleben und (neue) Landarbeit nach menschlichem Maßstab).

Coworking Spaces vereinen Menschen aus unterschiedlichen Berufen, Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten und Erfahrungen. Coworker/-innen eint der Wunsch mit anderen Menschen zusammen zu sein, eine Gemeinschaft zu bilden, sich gegenseitig zu helfen, zusammenzuarbeiten und Inspiration von anderen zu erhalten.

Coworker/-innen sind zudem in der Regel vertraut mit neuen Technologien und nutzen digitale Produkte und Anwendungen intensiv. Beste Voraussetzung um anderen Menschen, beispielsweise Senioren/-innen, bei Herausforderungen mit dem digitalen Zeitalter zu helfen.

Andererseits können Coworking Spaces auf dem Land erwiesenermaßen nur sehr schwer betriebswirtschaftlich erfolgreich betrieben werden. Räume und Flächen sind zwar vorhanden – leerstehende Läden und Häuser gibt es auf dem Land oft mehr als genug -, jedoch sind die Betriebskosten eines Coworking Spaces kaum zu finanzieren. Die nötigen Personalkosten sind hoch und halten viele davon ab einen Coworking Space auf dem Land aufzubauen.

Jenes Dilemma ließe sich auf wundersame Weise auflösen, wenn der Coworking Space von Menschen im Ruhestand betrieben wird. Menschen, die ein erfolgreiches Berufsleben hinter sich haben und eine sinnvolle Aufgabe suchen bei der das Gehalt nicht der zentrale Treiber ist.

Sie kümmern sich als Community-Manager/-in um guten Kaffee, gepflegte und gemütliche Räumlichkeiten, sorgen für ein fantastisches Catering bei Workshops und Meetings. Sie bieten Lebenshilfe, betreuen ab und an die Kinder der Coworker/-innen, nehmen Post an, bringen Pakete zur Post und geben auch gern wertvolle Tipp für geschäftlichen Erfolg.

Senioren/-innen können auf diese Weise einen Coworking Space „am Laufen halten“ und den Coworkern/-innen dabei helfen in angenehmer Atmosphäre dauerhaft erfolgreich zu arbeiten. Und da haben wir Sie wieder, zum nunmehr dritten Mal: eine Win-win Situation zwischen Senioren/-innen, Digital Natives und Coworkern/-innen.

P.S.: Eine 4. Win-win Situation im Dienste unserer digitalen Zukunft könnte sich gar einstellen, wenn unter den Coworkern/-innen UX Professionals (w/m/d) & UX Designer (w/m/d) sind, die die digitalen Knotenpunkte, deren Produkte und Besucher für UX/Usability-Tests einspannen. Nutzertests beispielsweise für die Online-Dienste des Bundes, der Länder und Kommunen könnten so effizient durchgeführt werden. Ebenso ließen sich Prototypen in frühen Stadien an verschiedenen Endgeräten testen. Solche Tests können einen Beitrag leisten, um die Anforderungen des Onlinezugangsgesetz (OZG) noch zielführender umzusetzen.   

Viele gute Gründe für Coworking Spaces mit digitalen Knotenpunkten

 


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