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Die Zukunft der Innenstädte liegt im Erdgeschoss

Gastbeitrag im Heft "Lebenswerte Innenstädte in Schleswig-Holsten", Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Landtag SH

07.02.2022 Ulrich Bähr
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Wenn über die Attraktivierung der Innenstädte gesprochen wird, geht die Rede stets über den öffentlichenRaum, denn nur den können die Sprechenden – dies sind meist die Kommunalverwaltungen und die sie unterstützenden Büros – beeinflussen. Ihr Einfluss endet an den Glastüren, die uns Einlass in die Läden, Cafés und Kaufhäuser gewähren, denn die sind in privater Hand.

Und immer öfter sind sie dauerhaft geschlossen – Leerstand, das ist die Versieglung öffentlichen Raums auf Grund zu geringer Renditen.

Die kommunalen Mühen, den nicht überdachten, oft regennassen Außenflächen eine höhere Aufenthaltsqualität zu verpassen, werden entkräftet durch die Kaltschnäuzigkeit, mit der sowohl alteingesessene Immobilienbesitzer*innen als auch gesichtslose Immobilienfonds die innerstädtischen Gebäude leer stehen lassen.

Dabei liegt die Zukunft der unserer Innenstädte genau dort: Im Erdgeschoss hinter den Glastüren.

Wenn man den Leerstand als Chance versteht – denn dann kann man diese Erdgeschosse wieder den Bürger*innen zurückgeben, damit sie sich dort, inmitten ihrer Stadt, die ja für sie gebaut ist, absichtslos aufhalten zu können.

Absichtslos? Ja, ebenso absichtslos wie in einem Park, in dem einen ja auch niemand fragt, was man dort verloren habe und wann man mit seinem Vorhaben fertig sei.

Das ist die Utopie: Die Erdgeschosse, Plätze und Straßen der Innenstädte als Ort, an denen man sich einfach aufhalten kann wie in einem Park, um dort zu arbeiten, zu lernen, zu essen oder einfach zu lesen oder zu diskutieren. Die Innenstadt den Bürger*innen, den Kreativen und Initiativen zurückgeben als ihren gemeinsamen Ort.Der Wandel der Arbeitswelt mach diese Utopie denkbar – denn die Renditen können in den Stockwerken darüber, in Coworkingspaces, also Gemeinschaftsbüros, in Läden, Fitness- Studios und vielem mehr erwirtschaftet werden.

Im Erdgeschoss aber ist die Übergangszone, in der sich drinnen und draußen mischen. Darum müssen Kommunen mit den Immobilienbesitzer*innen über neue Nutzungskonzepte, die den neuen Bedürfnissen der Nach-Corona-Zeit mit ihren dezentralen Arbeitsformen entsprechen, ins Gespräch kommen. Die CoWorkLand eG erforscht und erprobt solche neuen Nutzungsformen z.B. im Projekt „Kleinstadt-Akademie“, in dem fünf deutsche Kleinstädte von Schleswig-Holstein bis Bayern gemeinsam neue Handlungswege erproben. Denn Sharing-Modelle sind nicht nur die Zukunft der Mobilität, sondern auch der Raumnutzung, sorgen so für mehr allgemeine Zugänglichkeit und Ressourcenschonung.

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